Sehr abwechslungsreich ging es in die neue Slam-Saison mit dem ersten Augsburger Poetry Slam nach der Sommerpause. Humorvolles, Lyrisches, Politisches – alles war an diesem Abend in der Kresslesmühle zu erleben. Mit Heiner Lange und Franziska Holzheimer hatten wir auch zwei Vertreter der erfolgreichen Müncher Slam-Szene zu Besuch. Aber auch die offene Liste überzeugte.
Andreas Waltinger, Slam Debutant und wohl einer der Überraschungen des Abends, machte den Anfang. Der Protagonist seiner witzigen Story wetterte gegen den Autoren – schließlich bringe der nie seine Geschichten zu Ende und liesse seine Schöpfungen im Unklaren über deren potentielle Zukunft. Doch diese Mahnung schien den Poeten nicht davor abschrecken auch diese Geschichte wieder abrupt zu beenden. Der zweite Slammer des Abends bringt dagegen gewohnheitsmäßig seine Geschichten immer zu Ende: Michael Friedrichs. Er schilderte einen Friseurbesuch in Brooklyn, New York. Jake und Oxana leiten einen kleinen traditionellen Laden in dem es genau 5 Haarschnitte für Männer gibt – und einen wählte er dann auch für sich aus… Heiner Lange aus München begeisterte das Publikum mit der Schilderung einer Sitzung von einer Antifa-Gruppe, der das „Anti“ geklaut worden war. Das hatten nämlich die Skins entführt. Jetzt waren alle verwirrt, wer jetzt eigentlich „Anti“ und wer „Fa“ war… Sehr lustig! Fritz Köcher folgte als letzter Autor im ersten Block. Neben der Fortsetzung seines „Tagebuch eines Seggls“ glänzte er auch mit einem zweisprachigen Gedicht über Intimrasur: „Schweinehax statt Cheating Lachs“. Andreas Waltinger wurde ins Finale geklatscht.
Seine Schwester Bettina eröffnete nach einer kurzen Pause den zweiten Block. Mehr in Form von Standup Comedy performte sie „Nichts als Ärger mit der Ex“ über einen verzweifelten Versuch einer Lehrerin, in ihrer Klasse eine Stegreifaufgabe zu schreiben. Leider hatte sich wirklich alles gegen sie verschworen – Kopierer, Kollegen, aber auch die Schüler… Die dreizehnjährige Sarah Maria Nordt setzte sich mit Thilo Sarrazin und dessen Meinungsäußerungen auseinander. Ihr folgte Franziska Holzheimer: Äußerst lyrisch und mit wortstarken Bildern riss die Reisepoetin, die nach eigener Aussage schon alle Schaffner der Bundesbahn am Stempelgeräusch der Fahrkarten erkennen kann, das Publikum mit sich. Last but not least: Alexander Renz kam zum zweiten Mal aus Freiburg zum Augsburger Slam. Seine Tirade über das deutsche Fernsehen gefiel dem Publikum – konnte aber die Entscheidung zugunsten von Franziska Holzheimer nicht ändern: Franziska zog ins Finale ein.
Das Finale: Humor versus Lyrik
Andreas Waltinger gab im Finale noch einmal Vollgas und packte ein größeres Kaliber aus: Ein Salat-Text. Mit dem Text über langweiliges Essen hatte er die Lacher auf seiner Seite! Klasse gemacht! Franziska Holzheimer wusste ihre drei Minuten ebenfalls zu nutzen: „Ich habe lange überlegt, was es braucht, Dich glücklich zu sehen“ hieß ihr finales Gedicht. Und rockte damit das Publikum! Sie gewann den Preis für die beste Slammerin des Monats September – ein Gutschein von Bücher Pustet. Als bester Local bekam Andreas Waltinger den Preis von Künstlerbedarf boesner: eine Schreibkladde, in der hoffentliche viele neue Geschichten entstehen (und natürlich auch beendet) werden.
Gratulation an beide Sieger!
Alle Fotos wurden von Simon Schwager geschossen. Vielen Dank!
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