Augsburg-Wiki – Ein Interview mit dem Gründer Matthias Stöbener

Augsburg WikiDas Augsburg-Wiki ist jetzt über ein Jahr alt. Wie berichtet, wurde es im Dezember 2006 von dem Augsburger Matthias Stöbener gegründet. Stetig wächst es und ist mehr und mehr die Quelle für gut recherchierte Informationen zu Augsburg. Folgend ein Interview mit dem Gründer und den Ausblick auf die weitere Entwicklung: wie kann man mitmachen, wie wird die Qualität gewährleistet und was sind weitere Projekte des umtriebigen Machers.

Hallo Matthias. Du bist der Mann hinter dem Augsburg-Wiki. Wer bist Du, was machst Du?
Matthias StöbenerZunächst mal: abhängig Beschäftigter. Ich sag das, weil die Arbeit den größten Teil meiner Zeit frisst. Danach bin ich Schläfer. Etwa ein Drittel meines Lebens verschlafe ich. Danach bleibt nicht mehr viel Zeit. Einen Teil widme ich der Familie, einen Teil Freunden, einen Teil meiner Gesundheit und einen Teil dem Augsburg-Wiki. In meinem Pass steht, ich bin 1961 geboren und 1, 90 groß, verheiratet etc. Ansonsten bin ich katholischer Theologe, der über die Arbeit als Journalist und Lektor zum Internet kam und das Internet zu seinem Beruf gemacht hat. Als Marketing-Manager bin ich für www.jokers.de verantwortlich.

Wie kamst Du auf die Idee mit dem Augsburg-Wiki? Warum reichte Wikipedia nicht aus?
Für Jokers wollte ich ein Bücherwiki aufsetzen. Dazu testeten mein Freund und ich verschiedene Wiki-Software. Um das nicht im luftleeren Raum zu machen, haben wir das Augsburg-Wiki aufgesetzt, das war eine ganz spontane Idee. Und dann hat die Arbeit damit so viel Spaß gemacht, dass ich nach dem Aufsetzen des www.buecher-wiki.de das Augsburg-Wiki einfach weiter behalten habe. Die Wikipedia reicht für eine Stadt deshalb nicht aus, weil sie nicht genug ins Detail geht und natürlich nicht den ganzen Shopping-, Kultur-, Sport- und Arbeitsbereich abdeckt, sondern sich auf Sehenswürdigkeiten und mehr Touristisches konzentriert. Und Wikipedia reicht auch deshalb nicht, weil ich mir mehr Mühe mache, die besten Artikel zu einem Thema zu liefern.
Im Übrigen: Augsburg ist es wert, ein Augsburg-Wiki zu haben. Es ist eine faszinierende Stadt mit einer reichen Tradition und Kultur, aber auch viel Zukunftsfähigkeit, großem Erholungswert.

Wie viele Beiträge hast Du jetzt schon zusammen? Und wie viele Mitstreiter hast Du?
Die Beiträge habe ich nicht gezählt. Aber einige Hundert sind es sicher. Ich meine richtige abgerundete Artikel. Im Prinzip ist mein Ziel, jeden Tag einen Artikel online zu bringen – was ich aber natürlich nicht immer schaffe. Dazu kommt, dass hin und wieder auch andere den ein oder anderen Beitrag liefern, wofür ich sehr dankbar bin. Feste Mitstreiter in dem Sinn gibt es eigentlich nur einen: Arno Löb. Er hat mir schon Tausende Bilder von Augsburg geliefert. Auf meinem Rechner lagern noch unendlich viele Bilder von ihm. So schnell, wie er fotografiert, kann ich gar nicht schreiben. Arno Löb ist ein waschechter Augsburger und kennt die Stadt wie seine Westentasche. Dass er sich so für das Projekt engagiert, freut mich riesig.

Wer kann alles mitmachen?
Jeder, der schreiben kann. Es gibt keine Auswahlkriterien. Ich schaue mir alle Artikel an und feile eventuell noch, wenn jemand noch nicht ganz den lexikalischen Schreibstil, den man in so einem Wiki braucht, drauf hat. Das ist mir ganz wichtig: Das Augsburg-Wiki soll ein Lexikon zu Augsburg werden. Und das heißt auch: Es soll wie ein Lexikon geschrieben sein, damit jemand, der sich über ein Augsburg-Thema informieren will, hier die besten Infos findet. Und das heißt auch: Hier wird Unparteilichkeit verlangt. Es gibt nicht das beste Restaurant der Stadt, sondern z. B. ein italienisches Restaurant, das folgendes bietet. Oder Mobilitätsdrehscheibe: Nicht der Vorschlag von XY ist der beste, sondern es ist einer von verschiedenen Vorschlägen. Wichtig sind Fakten, was verwirklicht ist.

Schreiben immer mal wieder einzelne Autoren zu bestimmten Themen etwas oder hast machen bei Augsburg-Wiki auch Leute mit, die regelmäßig Beiträge liefern?
Die meisten Autoren schreiben einmal im Wiki: über das, was sie interessiert, ihren Verein, ihr Geschäft oder ihr politisches Thema. Das ist okay so. Andere Namen lese ich in den kürzlichen Änderungen in größeren Abständen immer wieder. Dann freue ich mich natürlich besonders. Aber insgesamt schreiben doch sehr wenige Autoren mit. Das habe ich auch nicht anders erwartet. Das Augsburg-Wiki ist ein Hobby von mir, besondere Erwartungen knüpfe ich nicht daran. Das Forschen und Schreiben, das Kennenlernen Augsburgs ist mir Freude genug.

Wie stellst Du sicher, dass das nicht qualitativ aus dem Ruder läuft?
Wie gesagt: Wo es nötig ist, feile ich nach. Ich widme mich jedem einzelnen Beitrag irgendwann und bearbeite ihn nach meinen Qualitätsansprüchen, denn ich meine, ohne Qualität hat das Augsburg-Wiki keinen Sinn.

Wieviele Besucher hast Du bis im Schnitt pro Tag auf der Seite? Hast Du eine Auswertung, woher die kommen?
Ja, die Auswertung ist hier: http://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Statistik
Da kann sich jeder einloggen. Im Schnitt kommen mehr als 600 Besucher am Tag nach jetzt 1 ¼ Jahren Existenz. Die meisten natürlich über die Google-Suche.

Du bist ja vielfältig im Internet unterwegs – Augsburg Wiki ist ja nicht Dein einziges Projekt… Du verantwortest ja auch Webpages bei Jokers, zum Beispiel die Gedichtdatenbank. Erzähl doch auch mal etwas von dieser Arbeit!
Ja, mein Arbeitsgebiet ist Jokers. Das Marketing rund um die Webseite www.jokers.de. Da versuche ich immer wieder neue Seiten zu generieren. Vom E-Card-Portal bis zum Bloggernetz. Das Bücher-Wiki habe ich schon erwähnt, aber ich betreibe auch für Jokers ein Kulturportal, ein Spieleportal und und und. Nächstens wird es ein neues Jokers Audioportal geben, ich entwickle mit anderen zusammen einen neuen Gesamtauftritt für Jokers im Netz, kümmere mich um die Suchmaschinenoptimierung und das Suchmaschinenmarketing, bereite Kooperationen vor, leite Bannerkampagnen im Netz in die Wege und lasse mir ständig neue Aktionen einfallen, um Jokers im Netz bekannt zu machen. Da gehört auch unser jährlicher Jokers Lyrikpreis dazu, einer der großen Lyrikwettbewerbe in Deutschland.

Wikis haben ja einen basisdemokratischen Wissensansatz, also jeder kann Fachmann für ein kleines Detail sein und dieses Wissen mit allen anderen teilen.
Genau so ist es. Ich weiß ja nicht alles. Wenn ich über ein Thema schreiben will, muss ich mich ganz schön in die Augsburger Geschichte und Tradition reinknieen. Ein anderer hat das vielleicht mit der Muttermilch aufgesogen und schreibt sein Wissen im Wiki viel leichter nieder als ich.

Was ist das besondere an dem Medium Internet für Dich?
Die Schnelligkeit, die Fülle an Infos, die Demokratie des Netzes, das Sich-Einbringen-Können ohne großen Aufwand, die Kreativität, die sich hier ausdrückt.

Bist Du ein Web2.0-Mann? Hast Du überhaupt einen Facebook, Skype oder Joost Account? Bist Du Blogger?
Blogger schon. Skypen – früher schon. Aber Facebook oder andere Communities, das ist mir zu aufwendig. Auf Xing bin ich noch, aber mehr lässt einfach meine Zeit nicht zu. Ein Drittel meines Lebens verschlafe ich ja.

Was ist für Dich die nächste große Sache im Internet – wie wird sich das weiterentwickeln?
Ich bin kein Prophet. Aber ich denke, es wird irgendwann immer mehr auf Qualität hinauslaufen. Die Suchmaschinen werden Qualitätsindizes von Seiten erstellen, nicht quantitative, sondern qualitative. Das ist doch das größte Problem heute: Ich suche was und stoße auf Tausende nichtsnutzige Seiten, die nerven, weil sie mich Zeit kosten. Die Suchmaschine, die dieses Problem löst, wird Google mit dem vielen Suchmaschinenspam ablösen. Und dann Video: Durch die großen Bandbreiten wird sich Fernsehen im Netz mehr und mehr durchsetzen, wir werden auf Tausende Kanäle zugreifen können. Vielleicht kommt auch immer mehr das Dreidimensionale im Netz – dort, wo es gebraucht wird, sicher nicht überall. Eine nächste große Sache in dem Sinn sehe ich nicht, eher die ständigen Verbesserungen und evolutionären Weiterentwicklungen.

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