Hirnschrittmacher heißt das erste Buch des Augsburger Lyrikers und Poetry Slammers Albrecht Rau. Die Gedichte von Albrecht Rau verwandeln mit ihrer ganz eigenen Mischung aus drastischem Realismus und totaler Hingabe an Wortspiele und Kalauer graue Alltagsszenen in knallbunte Pop-Art-Poster. Rau vereint Bukowski und Heinz Erhardt in sich, bezieht aber auch Einflüsse aus Punk- und Rapmusik (unvergessen bleibt sein Bauhaus-Rap) in seine Texte mit ein. Die Abgründe des Showbusiness und des Alkoholismus, die grotesken Paradoxien von Geschlechterrollen, “Singledasein und Globalisierung” werden von Rau in Texten kommentiert, die Ernst und Flapsigkeit auf eine Weise verbinden,die in der deutschen Gegenwartslyrik viel zu selten ist.
Rau konfrontiert uns, wie weit es schon mit uns gekommen ist, wohin uns die politisch-soziale Lage schon getrieben hat: In reine, nackte Angst. Angst vor der Pleite. Angst vor dem Durchbrennen aller sozialen Sicherungen. In Albrecht Raus Gedichten zeigt sie sich als Angst etwa vor der sexuellen Insolvenz in der erweiterten Sonderwirtschaftszone der Samstagnacht, dem Unmöglichwerden dauerhafter Beziehungen oder gar Familienplänen, Angst vor dem vereinsamten Sterben als “Einzelmännchen” in einer Welt, in der nur die Wirtschaft global agiert, während die Spielräume des Individuums immer geringer werden. Angst davor, dass “Ich-AG” und Abstieg in die Obdachlosigkeit tendenziell immer näher aneinanderrücken. Angst davor, den “Stimmbandsalat” der entmenschten Medienfressen von Bohlen bis Stoiber nüchtern ertragen zu müssen, und Angst vor dem Alkoholismus, vor “Dosenbier und Depressionen”.
One response
[…] Letzter am Abend war Albrecht Rau. Seine oft als klamaukig missverstandene, aber eigentlich böse und ätzende Sozialkritik (übrigens auch in seinem Buch “Hirnschrittmacher” nachzulesen) zündete auch diesesmal. Der “Sonnentag” endet unter einer unbeheizten Brücke, das Spiegelbild wird nur noch im Klosett gefunden (Gedicht “Klowasser/Spiegelbild”) und mit anderen Dingen heruntergespült und eigentlich ist sowieso das Zeichen der Zeit der “Mittelfinger” (so der Titel seines letzten Gedichts): “Der Mittelfinger nur (…) und weit und breit keine helfende Hand”. Begeistert klatschte das Publikum auch ihn in das Finale. […]