Im österreichischen Linz findet auch diese Jahr das wohl inspirierendste Kunstfestival vom 2. bis 7. September statt. Bereits im 21. Jahr ihres Bestehens, macht die Ars wieder Lust auf Visionen und Utopien, Mut zum Blick in die Zukunft. Schon im Vorjahr wurden unter dem Titel “LifeScience” die modernen Bio- und Gentechnologien als zentrale Schlüsseltechnologien des neuen Jahrtausends thematisiert. Dieser Themenschwerpunkt wird mit “NEXT SEX” fortgesetzt und vertieft. Aber nicht nur die Fokussierung auf einen spezifischen Bereich der modernen Biotechnologie ist ein wesentliches Charakteristikum der Ars Electronica 2000. Es geht darum, die gesellschaftspolitischen Hintergründe und Rahmenbedingungen zu betrachten, unter denen diese Technologie entwickelt, gefördert oder verhindert wird. Und es geht darum, die Auswirkungen und Veränderungen, die sie herbeiführen wird, zu erkennen.
Ars Electronica als Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft steht in seiner Programmatik für die künstlerische Bearbeitung technologieinduzierter gesellschaftlicher und kultureller Veränderungen und ist als Festival der zeitgenössischen Kunst von jeher bemüht, diese auch als politische Arbeit sichtbar zu machen. In den künstlerischen wie theoretischen Beiträgen wird sich die Auseinandersetzung mit jenen aktuellen politischen Themenstellungen wieder finden, die durch die politischen Änderungen, die sich tatsächlich auch als Steigerungen von Restriktionen auf Künstler ausgewirkt hat. Leitmotiv ist dabei die konfliktgeladene Frage nach sozialen und biologischen Festschreibungen von Geschlechtsunterschieden, Trends und Lifestyles, moralischen und ethischen Werthaltungen.
Und im Mittelpunkt steht die Frage: Wer wird in Zukunft mit wem wie Sex haben – und warum? Denn Gentechnologie ist der Schlüssel zur geplanten Umgestaltung und Konditionierung der materiellen Basis von Leben. Ausgestattet mit diesem Werkzeug, ist der menschliche Gestaltungswille bei der Spezies Mensch selbst angelangt.
In einem zusätzlich stattfindenden zweitägigen Themensymposium die kulturellen und gesellschaftspolitischen Perspektiven der modernen Reproduktionsbiologie aufzeigen. Dazu finden natürlich auch die vielen Kunstinstallationen ihren Raum, die die Ars Electronica auch seit 20 Jahren immer wieder ins Lampenlicht gebracht hatte!
Eine Reise nach Linz ist absolut lohnenswert und sollte eigentlich für die Augsburger Grafik- und Internetdesign-Studenten eine Pflicht sein! Weitere Informationen finden sich unter der Homepage www.aec.at!
Dieser Artikel erschien zuerst in der Neuen Szene Augsburg, 09/2000.
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[…] NEXT SEX – Sex im Zeitalter seiner reproduktionstechnischen Überflüssigkeit – Ars Electronica 2000 (1.9.2000) […]