Gestern abend war es dann soweit: Auf dem Podium saßen der ehemalige Geschäftsführer des Stadtjugendrings und Mitbegründer von X-Large, Matthias Garte, sein Nachfolger Helmut Jesske, Peter Bommas (Junges Theater Augsburg und Kulturpark West) sowie die beiden Referenten der Stadt Augsburg Eva Leipprand (Kultur) und Konrad Hummel (Soziales & Jugend) um über Jugend, Kultur und Jugendkultur zu diskutieren. Ich durfte dabei die Moderation übernehmen.
Den folgenden Bericht hab ich von der Seite der Grünen, die diesen Abend gut protokolliert haben (er ist auf der Page von Eva Leipprand zu finden und von Lisa Vollmar geschrieben – da ich nicht weiß, wie lange der Artikel online sein wird, habe ich mir erlaubt sie komplett zu zitieren – er ist im Original hier zu finden):
Mythos X-Large
Bericht von der Podiumsdiskussion der Augsburger GRÜNEN am 21.03.07 im Abraxas
“Augsburg braucht keine politischen Eintagsfliegen, keine Strohfeuer, sondern längerfristige Projekte.” Mit diesen Worten eröffnet Moderator Horst Thieme die von den Grünen organisierte Podiumsdiskussion zur Augsburger Jugendkultur im abraxas. Im Lauf der Veranstaltung sollen der “Mythos X-Large”und die Absage von Pop-City für 2007, aber vor allem neue Konzepte für kulturelle Events und größere dauerhafte Projekte für Augsburg diskutiert werden.Gleich zu Beginn der Veranstaltung räumt der ehemalige Geschäftsführer des Stadtjugendring (sjr) und Mitbegründer von X-Large, Matthias Garte, mit dem Gerücht auf, das Festivalprojekt sei nach 2001 wegen fehlender städtischer Unterstützung aufgelöst worden. Gründe für das Aus des Festivals waren vielmehr Probleme mit Emissions- und Polizeiauflagen, Anwohnerrechten und dem Ordnungsrecht. Durch seine Größe hatte das Festival schlicht die Grenze der Augsburger Belastbarkeit erreicht. Gartes Nachfolger beim Stadtjugendring Helmut Jesske erklärt daraufhin, weshalb das vom sjr zusammen mit der Neuen Szene konzipierte Straßenfest Pop-City für 2007 abgesagt wurde: Die WM und verschiedene Projekte in Augsburg hatten 2006 zu einer geringen Teilnahme von Besuchern am Fest geführt. 2007 wird deswegen als Jahr der “kreativen Pause” genutzt, in dem über neue Konzepte nachgedacht werden soll. Dass nicht fehlende oder gar verweigerte städtische Mittel zu den Absagen von Pop-City und X-Large geführt haben, betont auch Eva Leipprand, Augsburger Bürgermeisterin und Kulturreferentin.
Bezüglich der Zukunft von Augsburger Jugendkultur betrachtet Sozialreferent Konrad Hummel, in dessen Ressort der Stadtjugendring fällt, einmalige oder auch jährliche Festivals und Events eher kritisch. Er betont vor allem die wichtige Rolle der vom sjr geführten Jugendhäuser in Augsburg. Hier herrsche “Jugendkultur pur”, die dort ausgelebte Kreativität dürfe nicht unterschätzt werden. Die wichtige Alltagsarbeit in den Zentren dürfe auf keinen Fall zu Gunsten von Festivals vernachlässigt werden. Es dürfen weder Energie noch Kosten in Events gesteckt werden, die dann eventuell in den Jugendeinrichtungen fehlen. Die Vorarbeit und die Nachwirkungen, die durch langfristige Projekte entstehen, seien wichtiger als ein einmaliges Ereignis. Eva Leipprand spricht sich grundsätzlich für eine weitere “Verjüngung” des klassischen Kulturangebots aus. Dies sei in den Mozart- und Brechtprojekten 2006 bereits gelungen. Jugendliche sollen aber nicht nur an “alter” Kultur partizipieren sondern vor allem selbst aktiv werden. In diesem Sinne versteht sie das Projekt Kulturpark West als das ideale Projekt, durch das Jugendlichen der Raum und die Möglichkeit gegeben wird, Kultur zu schaffen. Diese Idee hinter dem Projekt Kulturpark West wird von Peter Bommas weiter dargelegt. Das von der Stadt finanzierte Projekt sei kein Ersatz oder Nachfolger von Festivals und auch kein Event, sondern Alltagsplattform für Jugend- und Popkultur. Nicht nur Musikern wird hier Raum gegeben, sondern allen Kunstschaffenden. Jede Kunstform soll vertreten sein.
In der auf die Beiträge folgenden Diskussion beschäftigen sich die Fragen und Beiträge aus dem Publikum unter anderem mit dem Verlangen der Jugend, Kultur nicht nur zu produzieren sondern auch zu konsumieren. Eva Leipprand unterstützt dieses Argument und betont in diesem Zusammenhang vor allem auch das breite Konzertangebot der Augsburger Clubszene. Auf die Frage nach einem kulturellen Angebot für 12- bis 16jährige wird auf das vielfältige Programm des sjr und des Kulturhaus abraxas verwiesen. Jedoch räumen die Referenten ein, dass eine Ausweitung des Angebots für diese Altersgruppe angebracht wäre, auch wenn es sich schwierig gestaltet, die Jungen in die Konzertkultur mit einzubeziehen. Die Frage nach einem speziellen Radiosender für Kinder- und Jugendliche in Augsburg kann von Helmut Jesske positiv beantwortet werden: ein dementsprechender Antrag auf eine eigene Frequenz läge in München bereits vor.
Abschließend bringt Sozialreferent Hummel die Problematik des Themas Jugendkultur auf den Punkt: Jugendkultur sei stets im Wandel, es werde immer das gefordert, was es nicht gibt. Und dies sei auch gut so. Deshalb wird immer wieder nach neuen Konzepten gesucht. Sieben Mal X-Large hintereinander wäre doch auch wieder langweilig geworden. Peter Bommas bestätigt: bei einer Wiederholung von X-Large würden heute nur noch die Hälfte der Besucher von damals kommen. Eva Leipprand stellt in diesem Zusammenhang nachdrücklich die Bereitschaft zur Finanzierung und Unterstützung von Projektvorschlägen in den Vordergrund und fordert alle Jugendlichen auf, konkrete Ideen und Konzepte einzubringen.
Weitere Artikel zu diesem Thema:
- Mythos X-large (15.03.2007)
- InThiemes: Brot und Spiele (Glosse, 31.3.2007)
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