Einen großartigen Abend versprach der letzte Augsburger Poetry Slam vor der Sommerpause am 10. Juli: Aus Berlin kam Wolfgang Hogekamp. Seit 1994 veranstaltet Wolf Hogekamp regelmäßig Poetry Slams in Berlin und ist damit ein Pionier der deutschen Poetry Slam Szene. Seit 2000 Slam Veranstalter und Mentor des Bastard Slams, einem der wichtigsten und größten Poetry Slams der deutschsprachigen Bühnenliteratur. Mitglied der Literatengruppe „Agrar-Berlin“ und der Begründer der Berliner Lesebühne „BerlinerWald“. Zusätzlich kamen aus Bochum Cornelius Coffin und aus Bielefeld Michael Göhre. Aber auch die Augsburger Slam-Szene konnte an diesem Abend überzeugen und sorgte so für einen spannenden Battle!
Fritz Köcher startete den Slam-Reigen. Er las aus dem „Tagebuch eines Seggls“ das Kapitel „Interkulturelles Geschlechtliches“. Nummer zwei am Abend war Cornelius Coffin aus Bochum. Als Jahrgang ’85 stand er mit 3 Jahren das erste Mal auf dem Eis. Mit 7 Jahren waren die Kölner Haie an ihm interessiert, mit 17 war er Vizekreismeister… im Volleyball. Dazwischen ist irgendwas schiefgelaufen, dass sieht er selber ein, deswegen versucht er die entstandenen diversen Traumata auf der Bühne zu verarbeiten in dem er Geschichten aus dem Leben verliest. Nicht zwangsläufig aus seinem eigenen. Cornelius Coffin stellte mit seiner extreme Version der TV-Show „Raus aus den Schulden“ Peter Zwiegert vor die Problematik, ein packendes Sanierungskonzept für die Hypo Real Estate Bank zu schaffen. Mit dem Geld könnte man ja jedem Deutschen eine Playmobile-Ritterburg kaufen! Mia Löb hatte beim Augsburger Slam ihre Augsburger Slam-Premiere: „Vier Zeilen an Euch an den Ebenholztischen“. Sehr schön! Spontan kam aus Bielefeld Michael Goehre vorbei. Er stellte den komplett absurden Tagesablauf eines Black Metall-Fans dagegen. Die arbeiten ja gerne beim Finanzamt. Aus Überzeugung. Und wenn sie rauchen, dann schmerzt auch mal das Herz: „Merkwürdig, das ich ein Herz habe. Wahrscheinlich auch schwarz!“ Bitterböser Humor, klasse erzählt: Goehre zog ins Finale ein.
Michael Friedrichs startete die zweite Runde. Friedrichs konnte an diesem Abend ein besonderes Jubiläum feiern: Ganze 75mal war er schon beim Augsburger Lauschangriff aufgetreten und hält somit bestimmt den lokalen Rekord inne! Er meinte bei seinem Text „Sex sales!“ und das gilt natürlich auch für den Poetry Slam. Eine Hymne auf die Musik verlas Alexander Ratschinkij. Ohne Musik will er nicht mehr existieren: „We want more!“ Wolf Hogekamp lebt als Poet in Berlin-Kreuzberg. Zuletzt war er beim Modular-Slam in Augsburg im Ring gewesen – viele erinnern sich bestimmt noch an seinen Text: „Ponys! Überall sind Ponys!“. Hogekamp las drei Texte, darunter die Weltslampremiere „Das Unwesen“ über den bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer, aber auch „Findest Du mich hübsch?“ und die „Meditation eines Rennfahrers“ auf einem Verkehrskreisel. Den Wettkampf beschloss Cornelia Koepsell, die mit ihrer Kurzgeschichte „Richard, die Spinne“ über das Kind Emma, die einen fiktiven Freund sucht und findet, brillierte. Cornelia wurde mit großem Applaus ins Finale geklatscht.
Im Finale standen sich dann also Cornelia Koepsell und Michael Goehre gegenüber. Goehre startete mit seier „Ballade über Edwin“, der „steil abgeht“. Koepsell antwortete mit „Was kommt, kommt“: ein Text über die Liebe. Damit erreichte sie die Herzen des Publikums und gewann überzeugend den Juli-Slam. Damit hatte sie übrigens bereits zum vierten Mal in der fast elfjährigen Geschichte den Augsburger Slam gewonnen. Gratulation!
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[…] fing er es mit seiner Shortstory “Ich bin der Tod, ich trage rot” wieder ein. Fritz Köcher aus Augsburg las wieder Auszüge aus seinem “Tagebuch eines Seggls” – unter […]