Gestern abend fand der 75. Poetry Slam – der Lauschangriff – in der Geschichte Augsburgs statt. Dem genialen Biergarten-Wetter trotzten 14 Autorinnen und Autoren und auch das Publikum füllte die Ränge der Kresslesmühle. Zum 75. Jubiläum überreichte Michael Friedrichs dem Slam Master die “Goldene Wanze mit Schwertern auf Eichenlaub” – und ein “persönliches Anschreiben von Innenminister Otto Schily. Folgend ein kurzer Rückblick auf den äußerst unterhaltsamen und kurzweiligen Abend!
Der erste Block
Im ersten Block stellte Justus Jonas in seiner Lyrik „Gesellschaftskritik“ Reality-TV echten Emotionen entgegen: „that’s real and not a TV preview“. Als zweiter Autor Peter Knuhr mit einem angeblich eher autobiografischen Text über die 80er Jahre, in der eine platonische Liebe und eine Wohnung mit perfektem Eisenbahnanschluss eine Rolle spielte, sowie trinkfeste Iren, deren Bild vom sauberen und ordentlichen Deutschland ausgerechnet am Aschermittwoch in Köln grundlegend zerstört wird. Ihm folgte Albrecht Rau, der neben einem Sommergedicht („Sommer, Sonne, Zampano“) ein Gedicht über eine heimtückische Rache an einen Chef, die für letzteren eher unglücklich endet. Der letzte Autor im ersten Block: Willy Werner, der mit mehreren Gedichten glänzte, darunter „Völlig fertig und verbraucht“, „Geheiligt werde die Sünde“ und „Die 10 Gebote“. Peter Knuhr wurde vom Publikum ins Finale geklatscht.
Der zweite Block
Tobias Krueger eröffnete den zweiten Block – und hatte einen Stapel Lyrik mitgebracht: „Die Sonne sank und ich in Dich“ reimte er in „Abendrot gut Wetterbot“. In „Messias“ lehrt der Vater seinen Sohn, des Vaters Namen zu loben. Der Zweite im zweiten Block war auch der zweite Tobias am Abend! Auch in Tobias Pallas Prosa spielte ein Vater eine Rolle: der ungeratene Sohn (und Erzähler der Geschichte) hat anscheinend eine sehr unbekümmerte Art, mit seinem Geld umzugehen. Der Freestyler Grizu schaffte es auf charmante und doch äußerst freche Art die bisher vorgetragenen Texte der anderen Autoren ineinander zu verwursten und daraus einen eigenen Text zu machen. Letzter Autor im Wettbewerb war schließlich Ibrahim Kaya der mehrere wunderschöne Liebesgedichte vortrug, wie zum Beispiel „Durch den Garten“ und „Der Schatz in der Höhle“.
Da das Publikum sich auch nach mehreren Abstimmungsrunden nicht auf einen Favoriten festlegen konnte, zogen Tobias Palla und Grizu zusammen ins Finale ein.
Doch bevor es zu diesem kam, stürmte noch Michael Friedrichs die Bühne und übergab dem Slam Masters für 75 erfolgreiche Poetry Slams in Augsburg die „Goldene Wanze mit Schwertern auf Eichenlaub“ – angeblich im Auftrag des Bundesministers des Inneren, Otto Schily.
Das Finale
Das Finale entschied dann Tobias Palla mit dem leidenschaftlichen Text “Erkenntnisse eines BWLers” für sich und überbrachte leider sofort die schlechte Nachricht, das er Augsburg verlassen wird und nach Berlin ziehen wird. Hoffentlich wird er aber Augsburg und den hiesigen Slam nicht vergessen!
Der nächste Slam findet nach der Sommerpause am 23. September wieder in der Kresslesmühle statt. Alle weiteren Termine finden sich hier!
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