Quasi als Afterwork-Session war die Augsburger Slamszene in einem eigenen Modul beim Poesie Café des abc Festivals zusammengefasst worden, das ich vorstellen durfte. Wie schon erwähnt waren die Wetterbedingungen uns nicht wirklich hold – dennoch konnten wir derherrseigelobt einiges mehr an Publikum mobilisieren und konnten uns auf ein sehr konzentriertes und enagiertes Publikum freuen! Als musikalische Ergänzung konnte ich Martin Schmidt gewinnen: Der Augsburger Spoken Word Lyriker Martin Schmidt ist ja ein echter Grenzgänger zwischen Literatur und Klang, zwischen Lyrik und Pop, „ein Pionier des Sample-Poetry“ (WDR2). Sampler, Live-Looper und Gitarre unterstützen „eine Sprechlyrik, deren Eleganz und Komplexität im deutschsprachigen Raum seinesgleichensucht“ (Online-Feuilleton satt.org). Martin Schmidt (aka Milchwald) vertrat Augsburg übrigens auch mehrfach beim National Poetry Slam. Er hatte sowohl einiger seiner technisch aufwändigeren Werke (Loops & Sampels) auch Songs auf der Akkustikgitarre vorbereitet. Spitze!
In dem als Slam Revue angelegten Nachmittagsprogramm startete Serkan Erol als erster Autor mit eindringlicher Lyrik (zum Beispiel „Fabrikarbeiter Hart“). Serkan ist wirklich ein Vollblutlyriker! Seine Texte changieren zwischen songhafter Leichtigkeit und tiefen Gefühlen. Der 22-jährige Bayern-Kolleg’ler steht auch als Schauspieler auf der Bühne – und ja, das merkt man ihm an! Ihm folgte der frisch gekürte Sieger des Schülerslams 2008, Winston Purple. Winston (1988) hatte bereits im letzten Jahr beim abc Schülerworkshops den zweiten Platz gewonnen und und vertrat deswegen Augsburg in der U20 Liga beim German International Poetry Slam 2007 in Berlin (sein Auftritt ist hier zu sehen). Mit pornohacienda.com (Veranstaltungen) und trippercrew (Rap Band) ist er im Augsburger Nachtleben unterwegs. Er stellte seine Siegertexte vom Schülerslam vor.
Nummer drei: Michel Friedrichs! Er gehört zu den Fast-Immer-Dabeiern des Augsburger Poetry-Slams. Zu seinen Interessen gehören literarische, politische und sprachliche Probleme und Phänomene; einige seiner Slam-Texte sind in seine Bücher „Humbuch“ (Wißner-Verlag) und „Fast Lit“ (U-Books) eingegangen. Und aus letzterem las er den immer wieder genialen Augsburg-Klassiker „Die schreckliche Kuhsee-Seeq“.
Darauf sprang Stan Twerski auf die Bühne: Stan ist Augsburgs längster Spoken Word Artist und Rapper (siehe Foto unten): Auch er präsentierte seinen Raptext vom abc Schülerslam. Ihm folgte Peter Knuhr mit seiner wunderbaren Geldautomaten-Prosa und er lies es sich auch nicht nehmen, von der „Geworfenheit der Currywurst in die Fettpfanne“ zu philosphieren. Peter Knuhr (1958 geboren) ist nicht nur ein erfolgreicher Augsburger Bühnenpoet, sondern versteht sich auch als Grafiker und Fotograf. Knuhr vertrat übrigens gemeinsam mit Martin Schmidt Augsburg beim German International Poetry Slam 2005 in Leipzig. Last but not least: Grizu (Jahrgang 1975) ist seit Jahren deutschlandweit auf Freestyle Battles unterwegs – und hat unter anderem den in Deutschland wohl größten, den Royal Rumble 2000, gewonnen. Seit einigen Jahren ist Grizu auch auf Slam Bühnen zu erleben – meistens auch mit Freestyle-Lyrik – so auch hier. Wie immer charmant-amüsant!
Ein regnerischer Nachmittag mit tollen Texten und schöner Musik: Was will man mehr!
2 Responses
Poesie im Film…
Auch dieses Jahr veranstaltet die Literaturwerkstatt Berlin wieder das ZEBRA Poetry Film Festival. Es sieht sich selbst als Plattform für das junge Genre der Poesieverfilmung.
Auch Werke von Slamkünstlern, wie Bas Böttcher sind vertreten!
Mehr Informationen unter http://www.zebra-award.org
[…] Modul, das ich zum abc Festival konzipieren durfte, drehte sich weniger um die Slamszene wie beim ersten Poesie Café gestern, sondern um die eher traditionellere aber nicht minderinteressante Literatenszene Augsburgs. Und […]