Das zweite Modul, das ich zum abc Festival konzipieren durfte, drehte sich weniger um die Slamszene wie beim ersten Poesie Café gestern, sondern um die eher traditionellere aber nicht minderinteressante Literatenszene Augsburgs. Und dieses Mal spielte auch das Wetter mit. Alle Stuhlreihen waren besetzt – und sogar der Biergarten füllte sich mehr und mehr und war schließlich gut gefüllt und hochgespannt mit bei der Sache. Kein Wunder bei der „Playlist“, die ich vorbereitet hatte. Jörg Adam, Ibrahim Kaya, Theresa Klesper, Julia Krumme, Tom Schulz und Dieter Walter waren geladen und Gespräche mit Treffpunkt Zunge-Veranstalterin Szilvia Lengl und Autor/Regisseur/Teaterleiter Sebastian Seidel angekündigt.
Jörg Adam, 1976 in Friedberg geboren und mittlerweile nach Augsburg umgezogen, schreibt Lyrik und Kurzprosa oder auch beides zugleich. Heute hatte er Lyrik dabei und brachte die Vereisung der Gefühle bei endender Liebe auf den Punkt. Neben einigen Veröffentlichungen in Anthologien wurde er 2005 mit dem Kunstförderpreis der Stadt Augsburg ausgezeichnet. Ansonsten verdient er sein Geld als Dozent für Deutsche Literatur an der Universität Augsburg. Dieter Walter, freiberuflicher Autor seit 1980, lebt seit 8 Jahren in Augsburg. Neben gelegentlichen Auftritten in Poetry Slams ist er zugleich örtlicher Vorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller (in verdi) und unter dem Pseudonym „Viktor Glass“ bekannt als Autor des biografischen Romans „Diesel“. Er hatte eine süße Geschichte eines kleinen Jungens dabei – aus seiner Sicht wird die Zeit und die Geschichte der frühen 50er erzählt.
Julia Krumme ist mir literarisch letztes Jahr in meiner Jury-Arbeit zu GeistReiches Augsburg aufgefallen – die Frau kann nämlich schreiben! Julia Krumme (Jahrgang 75), frühere Schlagzeugerin der Avantgarde-Punk-Band Die Ribosomen und Gründungsmitglied des studio-kneipp8, beobachtet sprachlich Heimatrealitäten und Geschichten am Rande des Alltags. Im sonstigen Leben arbeitet sie als Lektorin im Lektorat satz-plantage. Sie hatte eine tolle Prosa mitgebracht. Ihr folgte Theresa Klesper (1979 in Erding geboren, studierte in Augsburg Neueren Deutschen Literaturwissenschaft, Psychologie und Kommunikationswissenschaften), die ihre erste Lesung überhaupt hatte – auch sie hatte ich bei dem „Geistreiches Augsburg“-Universitätsprojekt im Rahmen des Jahres der Geisteswissenschaften kennengelernt. Weiter so!
Ibrahim Kaya hatte vier Gedichte mitgebracht. Kaya, gebürtig 1966 in Divriği/Türkei lebt seit Anfang der 70er in Augsburg. Seit 1983 folgen Veröffentlichungen in sowohl türkischsprachigen Zeitschriften, als auch auf deutsch. Zusammen mit dem Literaten Gerald Fiebig schrieb er das interkulturelle Langgedicht Zweistromland (2001/2003), das die beiden Autoren bisweilen auch als Text-Klang-Collage aufführen. Ihm folgte als letzter Autor Tom Schulz (Bild ganz oben). 1970 in der Oberlausitz geboren, aufgewachsen in Ost-Berlin, lebte in Berlin, jetzt gottseisgedankt in Augsburg. Seit 2002 lebt Schulz freier Autor: Zuletzt erschienen: „Vergeuden, den Tag“. Gedichte bei Kookbooks und „Hundert Jahre Rütli“ Gedichte bei SuKuLTur. Auch ist er (Mit-)herausgeber diverser Anthologien, wie zum Beispiel „Neue Politische Gedichte“, die im Rotbuch Verlag im September 2009 erscheinen. Tom Schulz las Lyrik und zum Abschluss eine Kurzprosa – teilweise mit bayrischschwäbischem Kontext.
Tolle Autoren hat Augsburg!
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