Seit mittlerweile fünf Jahren gibt es das Augsburger S’ensemble Theater in der Augsburger Kulturfabrik, das von Dr. Sebastian Seidel geleitet wird. Und bereits seit 5 Jahren gibt es auch den Bühnenpreis “Neue Szenen”, dem ich nun zum 6. Mal innerhalb der Jury beiwohnen durfte. Während die letzten Jahre der Hauptpreis immer Auftrittsmöglichkeiten im S’ensemble-Theater darstellte, gab es dieses Jahr sogar für die angetretenen Künstler 500 Euros zu gewinnen. Leider war es auch der letzte “Neue Szenen”-Bühnenpreis, bei dem alle Sparten wie Literatur, Gesang, Kabaraett, Theater, Zauberei und alles andere erdenkliche zugelassen war. Ab 2006 wird es nur noch eine Kategorie geben: für Dramatiker.
Während natürlich das Fehlen von einschränkenden Kategorien in den letzten Jahren für das Publikum sehr kurzweilig war (Bauchtanz folgte auf Kabarett und dann kam Jonglage), war es natürlich für uns als Jury jedes Mal eine besondere Herausforderung, die unterschiedlichsten Sachen miteinander zu vergleichen. War jetzt das Kurzdrama einer kleinen Theatergruppe besser als das Solo-Kabarett? War das eine besser als das andere, weil es kurzweiliger war? Oder das andere, weil es ernsthafter war? Da der Hauptpreis jedoch ein eigener abendfüllender Auftritt im S’ensemble sein sollte, konnte man sich wenigstens als Jury-Mitglied an Bewertungskriterien richten, die aussagten, ob man sich das auch wirklich vorstellen oder wünschen würde.
Die Jury war auch dieses Jahr wieder fast mit den gleichen Gesichtern besetzt wie in den letzten Jahren. Neben mir waren in dem Expertengremium noch Karla Andrä (vom Augsburger Kinder- und Jugendtheater Fakstheater) Irmgard Bauer (die ehemalige Leiterin des Augsburger Kulturbüros) und Ute Legner (ehemalige Leiterin des Kulturhauses abraxas, jetzt in Mutterschaft, mit der ich seit über 8 Jahren jetzt schon den “Augsburger Kulturstammtisch” organisiere), die alle schon seit Jahren mit mir in der Jury sitzen. Während in den letzten Jahren auch mal Wolfgang “Lucky” Lackerschmid und andere in der Jury war, folgte als Neuzugang dieses Jahr der Gewinner des letzten Jahres, Tom Wende (”freche Klappe, flinke Hände” – ein wunderbar unterhaltsamer Musik-Kabarettist am Piano ).
Außer Konkurrenz: Alpar Fendo
Außer Konkurrenz startete der Bühnenpeis-Gewinner von 2003 Alpar Fendo den künstlerischen Teil des Abends. Frisch aus dem Imperial Palace Hotel in Las Vegas zurückgekehrt, wo er tatsächlich, wie er mir gestern berichtete, einen Gig hatte, präsentierte er die für Amerika vorbereitete und an diesem Abend erstmalig in Deutschland vorgeführte Alien-Bauchredner-Nummer, die für einiges an Aufsehen sorgte.
Nach einem Streit mit einem Klingonen auf einer Star-Trek-Convention hatte ihm ein Arzt wohl nicht nur den Arm repariert, sondern auch ein außerirdisches Wesen in den Bauch implantiert, dass ihm während seiner ersten Zaubernummer aus diesem brach und nun eine neue Wohnung, wenn möglich eine Bauch-WG sucht – zum Beispiel beim schwergewichtigen Rainer Calmund.
Der Wettbewerb
Nun startete der Wettbewerb. Fünf Finalisten hatten sich durch die Vorrunden gekämpft und nur die Sieger (Publikumspreis und Abendsieger) durften weiterziehen ins Finale. Ich war auch in der Jury der Vorrunde vom 13.1.05 und war nun wirklich gespannt auf das Finale, da ich ja die anderen Finalisten noch gar nicht kannte. Wie bereits weiter oben geschrieben: auch dieses Mal gab es eine große Bandbreite an dargebotenen Leistungen. Den Beginn des Wettkampfes machte Markus Langer aus Vaterstetten bei München. In Polt’scher Manier donnerte er über Gott und Welt und verband seine einzelnen Gags teilweise leider nur sehr lose miteinander. Trotzdem landete er einige Lacher, zum Beispiel mit dem Hinweis, dass die Forschung bei der Ernährungslehre und besonders bei den Diäten ja viel weitergekommen sei: “Früher dachte man ja, dass die Kalorien in der Nacht in die Schränke krabbeln und die Kleidung enger näht. Heute weiß man, dass das aber die Kohlenhydrate sind!” Ihm folgte die jüngste Teilnehmerin am Abend (*1985), die sich ehrgeizig einen schwierigen Monolog vorgenommen hatte. “Die Farbe Lila” – ich bin mir sicher, man wird von Vanessa Rottenburg noch etwas hören. Hoffentlich bleibt sie am Ball.
Nach der Pause wurden wir dann mit Tanztheater überrascht: Sonja Paffrath mit ihrem Soloauftritt “Ausflüchte”. Eine Frau tanzt mit ihrem Cello – oder besser, das Cello mit ihr und bindet sie. Eine wunderschöne Geschichte, aufregend getanzt mit schöner Musik.
Aus Dillingen brachte Wolfgang Danner sein schwäbisches Kabarett mit, das mir tatsächlich besser gefiel, als in der Vorrunde. Seine literaturwissenschaftliche Betrachtung der Geburtstagsglückwünsch-Verse in den Tageszeitungen hatte auf jeden Fall mehrere Knaller zu bieten (und war auch um einiges besser, als seine letztmalige Marcel Reich-Ranicki-Parodie). Sein Abschlusslied “Warum bin ich so furchtbar müde – vorbei die Zeit der wilden Triebe” war auch ein gelungener Abschluss seiner Nummer, die leider doch manchmal Längen hatte.
Als letzte trat die noch junge aber schon sehr erfolgreiche Harfenistin Maria Scheiblhuber aus Augsburg auf. Sie hatte es sogar schon mit den “Ärzten” auf die Bühne gebracht! Wer hat schon St.-Louis-Blues auf der Harfe gehört? Ich nicht – und ich muss ehrlich zugeben, dass mich dieser Auftritt der blondgelockten Sängerin massiv begeistert hat.
Und der Bühnepreis “Neue Szenen” geht an…
Das Programm war vorüber – und so zogen wir uns für eine halbe Stunde zurück und diskutierten den Abend. Bitte um Verständnis, wenn ich hier nicht ins Detail gehe. Letztendlich einigten wir uns auf ein Unentschieden und zogen es somit vor, den Siegerpreis von 500 Euro auf zwei Personen zu verteilen: Sonja Paffrath und Maria Scheiblhuber. Impro-Theater-Schauspieler und Moderator des Abends Jörg Schur überreichte die Preise.
No responses yet