Oldenburg, Nürnberg und Hamburg – das waren die Städte, aus denen die Slammer angereist kamen, um in Augsburgs Kresslesmühle beim Lauschangriff – Augsburgs Poetry Slam aufzutreten. Und dort trafen sie auf wortgewaltige Locals, die ihnen das Leben im Wettbewerb nicht einfach machten… Ein heißer, ein abwechslungsreicher Abend – so wie es sein muss!
Eine gute, alte Slam-Tradition lässt Slammer Texte von anderen Poeten aufgreifen und weiterentwickeln. Prominentestes Beispiel ist wohl Lars Ruppels Brot-Text (Bread Pitt), der schon unzählige Versionen erlebt hat – seien es Sandwichs, Döner oder Torten die dann besungen wurden. Peter Knuhr hat sich nicht lumpen lassen und einen Text des Donauwörther Slammers Kilian Eberle vorgenommen, bei dem eine Zugreise zu einem besonderen Erlebnis wird. Aber trotz einer nervigen Schulklasse auf Wandertag und einem altklugen Kind gibt es ein überraschendes Happy End.
Lasse Samström präsentierte Katastrophen-Schüttelprosa deluxe. „Die soße Grindflut“ wird als „fleißende Rut“ alles „sportfülen“…. Witzig wie immer und natürlich wortwörtlich mitreißend! Aus Hamburg war Schriftstehler angereist – und ja, das ist Name, Titel und Programm zugleich. „Neulich war ich bei Gott um mich zu beklagen“ hieß seine Story, die er uns Augsburgern mitgebracht hatte. Und da oben traf er auch auf den Teufel – mit einem ähnlichen Business Plan wie Gott, tatsächlich aber mit besserem Marketing… Letzte im ersten Block war Johanna Failer und sie hatte ihre Premiere beim Augsburger Slam! Sie hatte Gedichte vorbereitet: „Mein Lieber“ und „Das letzte Lied des Königs“ – sehr schön! Bei der Abstimmung fürs Finale konnte sich aber Schriftstehler durchsetzen.
Aus Nürnberg kam Martin Geier – und er hatte dieses Mal zwei ernste Geschichten mitgebracht. Auch wenn eine mit einem guten (LKW-Unfall), eine mit einem bösen Ende (unglückliches Liebespaar) schloss – beide beschäftigten sich mit dem Tode und fuhren einen durch Mark und Bein. Passend darauffolgend: „Ich bin ein Becken für Gefühle“, so Thomas Laschyk in seinen Gedichten. „Ich sehe immer mehr / dass ich mich selbst zerstör“!
Zerstörung hatte auch Annika Blanke im Kopf, als sie „Echte Marmelade“ besorgen musste. Die Oldenburgerin wechselte von dem zunächst düster gestarteten zweiten Block zu einem wesentlich heiteren Thema. Wer heute nämlich Verwaltungsrat werden will, muss schwere Aufgaben als Aufnahmeritual lösen. Da darf man nicht zimperlich sein, wenn einem jemand „in das Auto gerentnert kommt“. Köstlich! Die letzte der Vorrunde war Bettina Waltinger, die an diesem Abend ihr Slam-Debut gab. Sie stellte die großen Fragen: Wer bist Du? Bist Du wirklich Du?
Das Finale: Schrifstehler versus Annika Blanke.
Du bist nur ein Echo – denn alles, wirklich alles war schon einmal da, so Schriftstehler in „Echo“. Annika Blanke antworte mit „Drei Minuten“. Was kann man alles in 3 Minuten machen? 3 Tonnen Öl verlieren, seine Kontonummer bei AstroTV durchgeben und ja, im Slam Finale bestehen. Denn genau 3 Minuten hat man beim Augsburger Slam im Finale Zeit. Und weil sie vorher keinen Text dafür hatte, wurde dieser eben extra für Augsburg und diesen Abend geschrieben. Das Publikum war begeistert und wählte sie zur Siegerin des Abends (Preis: Büchergutschein von Bücher Pustet). Bester Local Poet war Peter Knuhr (Schreibkladde und vierfarbiger Kugelschreiber von Künstlerbedarf boesner). Gratulation an beide Slammer!
Alle Fotos wurden von Simon Schwager geschossen. Vielen Dank!
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