Gleich zwei Poetry Slams hatte der Januar in Augsburg zu bieten. Am 28.1. kamen Udo Tiffert aus Berlin und Fabian Navarro aus Warstein angereist. Leider hatten sich nur fünf local Slammer auf die offene Liste geschrieben – also gab es nur sieben Slam-Beiträge statt der gewohnten acht Wettbewerber. Doch der Qualität des Abends tat das keinen Abbruch! Ein kurzweiliger, schneller Abend mit tollenTexten!
Den „Sieg im Volkskrieg“ suchte die Protagonistin in Cornelia Koepsells gleichnamiger Kurzprosa. Auf der Flucht vor ihrem spießigen Vater zog es die junge Emma in den Umkreis von K-Gruppen in der Großstadt. Doch dort erlebte sie statt Freiheit und Spaß nur die „demokratisierende Wirkung des Privatlebens auf den Revolutionär“. Urkomisch und doch zugleich ein spannender Rückblick in die deutsche Geschichte. „Meine Sexpuppe ist geplatzt!“, so Peter Knuhr in seinem Text „Barschel hatte doch Recht“. Und so stand er vor einem Dilemma: Beerdigen durfte er sie nicht und in die gelbe Tonne schmeißen durfte er sie wegen Ermangelung eines Grünen Punktes nicht. Das Ausstopfen der Überreste wie bei Braunbär Bruno (aktuell Schloss Nymphenburg im Museum Mensch und Natur) oder Edmund Stoiber (aktuell Brüssel) geht ja auch nicht… Sehr lustig!
„Mathe ist ein Arschloch. Ich auch.“
Fabian Navarro hatte zwei Texte mitgebracht. Neben dem oben genannten hatte er auch ein Gedicht in seiner Mappe dabei: „Ich träumte einst, ich könnte malen“. Doch der Traum, das war dann eben eher wie in der Grundschule, wo „Bäume aussehen wie grüne Wolken auf Latten genagelt“. Alles in allem, „wie erbrochene Farbe“, so Navarro. Eine ähnliche Meinung wie Fabian über Mathe hatte Sarah Maria Nordt über Tony Hayward, dem exCEO von BP. In ihrer Anklage „Dear Mr Hayward“ prangerte sie die Ölkatastrophe vor Florida an und wie der Ölkonzern mit den Folgen umging.
Den zweiten Block startete Andreas Waltinger mit einem ironischen Text über die Jugendzeit in Dillingen. Der Held seiner kleinen Geschichte war ein großer Science-Fiction-Fan. Doch die Nachbarn interpretierten seine Kostüme und Jedi-Trainings als einen Mix aus Satanismus und Nazi, was seinem Ruf nicht gut tat. Dabei wollte er doch nur ein echter Jedi-Ritter sein… Udo Tiffert berichtete von seinem Pendeln zwischen der Lausitz und der Slam-Metropole Berlin. Im Winter ist sein Haus so heftig eingeschneit, dass er nur mit Langlaufskiern vom Bahnhof nach Hause, und gar nicht erst zur Haustüre in die Wohnung kommt. Wie immer ein stiller, feiner Humor in den Texten des Berliner Autors! Sehr schön! Alexander Ratschinskij beendet den Reigen mit seinem Widerspruch-Text: „Ich bin ein sturmgetränkter Romantiker, ein ernstzunehmender Spaßvogel“!
Und dann ein Dreierfinale
Im Finale trafen sich diesmal drei Kombattanten wieder: Fabian Navarro, Udo Tiffert und Alexander Ratschinskij. Fabian konnte das Publikum mit seinem „Leise sein!“-Gedicht überzeugen und gewann damit den zweiten Januar-Slam in 2011! Der Bücher Pustet-Gutschein in Höhe von 25 Euro ging an ihn. Der „Best Local“-Preis von Künstlerbedarf boesner ging an Sarah Maria Nordt! Gratulation!
Alle Fotos wurden von Simon Schwager geschossen. Vielen Dank!
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