Ein spannender und durchaus literarischer Abend konnte beim März-Slam erlebt werden! Gleich zwei Franken waren zum Augsburger Slam angereist, um sich der lokalen Slamily zu stellen: Neben Sieglinde Holzknecht (Erlangen), die uns zuletzt letztes Jahr im April besuchte, kam auch Paddi aus Ansbach angereist. Und Dominik Schick nahm den Zug aus dem Allgäu. Vom Erotik-Gedicht bis zur Impro, über ein Liebesgedicht bis zur Volksfest-Lyrik wurde an diesem Abend alles geboten. Zusätzlich aufregende: Dies war der letzte reguläre Wettkampf bevor im April dann der Bayernslam 2013 in Augsburg stattfindet…
Erotisches Gedicht?
Ja, und wie! Sehr sinnlich startete Isolde Stephan in den Slam-Abend. Sie packt aus, riecht, schmeckt, knabbert – und beißt feste zu – und ab! Letztendlich war es dann doch nur ein Wurstbrot, was so sehnsüchtig erwartet wurde. Aber das Publikum war auf jeden Fall gefesselt!
Genauso auf dem Holzweg waren „Die netten Menschen, die träumen, ein Arschloch zu sein“, von denen Matthias Nemeth berichtete. Alles geht schief: man steht ewig an und wird von der Bedienung übersehen, das eigene Auto wird angerummst und in der Arbeit wird man gemobbt. Aber was macht man, wie reagiert man? Man lächelt. Man lächelt einfach nur zurück und amcht nichts. Doch wehe dem, der tiefer bohrt und in die Seele hinein schaut! Die Zeitbombe tickt bereits…
Einen „Frühlingsbotenpollenregen“ lieferte dagegen Sieglinde Holzknecht ab. Ihr Gedicht handelte von Lindenblätterblüten und Schneeflockenvertreibern – ein erster Sonnengruß vom „Metrikkind“. Leider ein schlimmer Texthänger, der zum Abbruch führte. Wir hätten den Text gerne zu Ende gehört. Hoffentlich nächstes Mal in Augsburg? Michael Friedrichs beendet den ersten Block mit einem Ausflug ins Parfum-Outlet in Hochzoll-West. Wieder ein sprachphilosophisches Feuerwerk, wie es typisch für Friedrichs ist: „Let out und suche Freud!“
Klarer Abstimmungssieg für einen der dienstältesten Augsburger Slammer, der somit ins Finale einzog!
Heftiger Start in den zweiten Block
Paddi eröffnete nach der Pause die zweite Runde. Was wie ein harmloser Beziehungstext anfing, entwickelte sich zunehmend zu einem schieren Albtraum. Statt einem Streitgespräch zweier Erwachsener zu folgen, ist man mittendrin in dem Hirn eines gefährlichen Päderasten: „Die Fesseln sind doch nur dazu da, um Dir zu zeigen, wie sehr ich Dich liebe!“ Erschütternd und mitreißend geschrieben und vorgetragen.
Rebecca Thom hatte die schwierige Aufgabe hierauf zu antworten und konterte mit „Kettenkarussel“. Schöne Lyrik, die es jedoch nicht leicht hatte zu wirken nach so einem schwierigen Thema. Dominik Schick liess sich auf ein Improgedicht ein und forderte das Publikum auf, vier Worte vorzugeben, die er sofort in Lyrik umsetzte: Amnesie, Bauhaus, Pink und Tanzen. Es entstand ein Gedicht in Aufzügen! Respekt! Letzte Poetin war Theresa Thova, die noch zwei Gedichte – darunter „Du bist genial“ vortrug. Kurze Abstimmung und schnelles Ergebnis: Paddi hatte die Publikumsjury so überzeugt, dass er in das Finale einzog.
Das Finale
Michael Friedrichs und Paddi im Finale: Einer knapp über sechzig, einer knapp über zwanzig Jahre. Zwei unterschiedliche Poeten und mit zwei sehr unterschiedlichen Texten. Michael Friedrichs begann das Stechen um den Sieg des Abends mit einem Liebesgedicht „Für Elisabeth“. Zärtlich, sehnsüchtig und tief. Paddi antwortete mit einem kurzen und lustigen Text: „Wenn Männer Frauen wären“. Das Publikum musste sich entscheiden – und klatschte schließlich Paddi zum ersten Platz! Somit Büchergutschein von Pustet an Paddi und die Schreibkladde samt vierfarbigen Kugelschreiber an Michael Friedrichs. Gratulation!
Alle Fotos wurden von Simon Schwager geschossen. Vielen Dank!
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