Vier Leute im Finale, ein Doppelsieg – das war der erste Augsburger Poetry Slam in 2011. „Full House“ galt aber nicht nur für die regelmäßig ausverkaufte Veranstaltung, sondern auch für die Slammer, die wieder einmal äußerst zahlreich erschienen waren. Alleine 11 Poetinnen und Poeten hatten sich auf die Leseliste eingeschrieben. Und zusätzlich kamen noch an diesem Abend Alex Burkhard aus München, Frank Klöttgen aus Berlin und Loony Lorna aus Schwandorf angereist. Ein toller und abwechslungsreicher Abend!
Eine köstliche Satire auf die bekannten Bestseller schrieb Stefan Heim mit „Der Esoterik-Weg. Oder: Ich bin dann mal pendeln“. Der WG-Partner macht Voodoo, alle Gespräche mit den Mitmenschen drehen sich um Edelsteine und so weiter und so fort: Da muss man doch sich mal aufregen dürfen, oder? Michael Friedrichs berichtete von einer Kindheitserinnerung an „Tante Anna“ aus der Ostzone. Sie war bereits steinalt und hatte den Ehestand nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Für das Kind damals immer verwirrend: sie trank ausschließlich Zuckerwasser! Und auch aus der Luca-Serie gab es ein Update mit „Luca 2 Jahre, 2 Monate“. Nun übt sich der Kleine als LEGO-Bauer, beziehungsweise als Abreißunternehmer: „OH NO!“
Frank Klöttgen kennt das, wenn man schnell einen Text braucht, aber gerade keiner verfügbar ist. Er ist schließlich ständig auf Reisen als SLammer. Dann muss man halt zum „Wunsch-Brunnen“: „Schick mir einen Gedanken hoch / Irgendetwas Cooles!“ ruft der Berliner dann verzweifelt in den Schacht hinab. Das geht jedoch nicht gut: „Ich merk mir Dein Gedicht, Du Opfer!“ Reimen kann er, der Herr Klöttgen. Alle Achtung! Ein Verseschmied war auch der nächste Autor: Schorre Reidmayr sein Name. Er dichtet auf Schwäbisch, zum Beispiel das „Hochzeitsversprechen“ und „A scheener Traum vom neien Johr“. Sehr lustig!
Loony Lorna aus Schwandorf hatte eigens einen Text für die Mixastadt geschrieben: „Child of Hope“. Bitterböse und sehr, sehr deutlich. Lustiger war dann der Text aus der Perspektive eines Hundes, der sich ausführlich über sein Frauchen beschwert! Aus dem Arbeitsleben berichtete dann Peter Knuhr mit seiner Short Story „Der Unfall“. Eine kleine Unachtsamkeit und schon steht man am Rande eines Flußes. Von weitem sieht man einen Fährmann nähern… Tiefsinnig und amüsant zugleich – typisch Peter Knuhr!
Erst wenn man erwachsen ist,
so Alex Burkhard, weiß man, was man am Kindertisch hatte: „Früher waren wir noch Kinder aus Fleisch und Blut“ – heute bestehen wir nur noch „aus Schweiß und Wut“. Ein Gedicht gegen die Resignation wenn man älter wird. Spannend! Letzter Slammer am Abend war Bernhard Stemmermann. Auch er beschäftigte sich mit den Idealen von Kindern – und wie sich das ändern kann… Als der Tod zwölf Jahre alt war, fragte ihn Gott, was er mal werden will. Wie jeder Junge wollte er natürlich Lokomotivführer werden…
Ein seltenes Vierer-Finale!
Gleich vier Slammer wurden von der Publikumsjury ins Finale gesendet – bestimmt auch ein Zeichen für die Güte der Poeten, denn das Publikum konnte und wollte sich nicht nur für zwei entscheiden. Also traten auf: Frank Klöttgen, der mit einem Text über das Cottbusser Tor brillierte. Schorre Reidmayr, der sich fragte, was jetzt der Kaiser Auguschtus zu all dem hier in Augsburg sagen würde. Alex Burkhard, der von einer Zugfahrt nach Stuttgart berichtete. Und Bernhard Stemmermann, der sich wunderte, dass man statitisch gesehen ja eh fast alles verpasst. Wie es sich für ein Viererfinale gehört, konnte es natürlich auch nur einen Doppelsieg geben: Alex Burkhard und Frank Klöttgen. Bernhard Stemmermann erhielt die Best Local-Auszeichnung von Künstlerbedarf boesner. Gratulation!
Alle Fotos wurden von Simon Schwager geschossen. Vielen Dank!
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