Tolle Slammer aus Augsburg, Bamberg, München und Stuttgart sowie ein tolles musikalisch-kabarettistisches Rahmenprogramm durch Sarah Hakenberg – was kann man mehr von einem Slam-Abend erwarten? In einer erneut total ausverkauften Kresslesmühle erlebten Zuschauer wie auch Slam Master einen perfekten Lauschangriff.
Cornelia Koepsell startete mit einer ziemlich abgefahrenen „Amour fou“-Story in den Slam-Wettkampf. Vera wartet auf den Anruf von ihrem Freund Alex. Oder ist das eigentlich noch ein Freund oder nur ein Affäre? Der Liebeskummer wächst und Vera beschließt eine besondere Aktion – sie beschattet ihn. Verkleidet mit einer Burka stalkt sie ihn. Doch mit einem hat sie nicht gerechnet: Der schüchterne Intellektuelle hat eine lüsterne Seite, die er an Vera auslebt… Wohin Wünsche führen können, davon erzählte auch Heiner Lange (München), den wir endlich wieder zum Augsburger Slam bekommen konnten. Heiner schilderte von diversen Auftritten beim Rundfunk, bei dem die Redakteure sehr klare Vorstellungen hatten, was ankomme und was nicht. Wünsche – das sind doch eigentlich Kugel im Lauf der Pistole, die Dir in den Nacken gedrückt wird. Sie sind nur verkleidete Befehle!
Passend zum gerade parallel laufenden Brecht-Festival hatte Michael Friedrichs seinen Text „Brecht zu Markte tragen“ mitgebracht. Erst wenige Tage zuvor hatte er damit beim Augsburger Philosophy Slam den Publikumspreis abgeräumt. Ausgehend von dem vermeintlich alten Lateiner-Spruch „Keiner ist glücklich vor seinem Tode“ fragte er, wie das denn Brecht gesehen hätte. Geschickt hatte der nämlich nicht nur das System benutzt, sondern auch für sich genutzt. Doch die Stadt Augsburg müht sich noch immer an dem großen Erbe und scheitert dabei regelmäßig… Politisch blieb auch Grög!, der sich in einer Büttenrede dem Thema Wulff widmete – und ihn ironisch lobte und in Schutz nahm. Kein Wunder, dass sowohl der Pattexpräsident als auch der Lügenbaron hier zu einigen Lachern führte. Der Münchner wurde sodann auch ins Finale gewählt.
Lyrisch und politisch geht es weiter
„Es fehlt der Wirbel zum Aufstand im Rücken“, so startete der Stuttgarter Tobias Heyel gleich weiter in die zweite Halbzeit. Mit seinem äußerst poetisch/politischem Text forderte er auf sich zu wehren, nicht alles mit sich gefallen zu lassen und setzte dabei auf echte Demokratie. „Ich will 3D mit Gesicht und Profil!“
Sarah Maria Nordt machte sich Gedanken über das Altern und erzählte von ihrem Tag, als 96. geworden ist im Jahr 2093. Ihr Navi-gesteuerte Rollator mit Sitzheizung führt sie dabei durch die Stadt, wo sie einiges erleben konnte. Dabei zeigte sich, dass wohl sich nicht alles ändern würde in der Zukunft…
„Von Straßenrandsängern und Leitplankenspringern“ erzählte Max Kennel aus Bamberg. Im Auto sitzenden lauscht er dem Straßenmusikanten, doch kann ihn nicht hören, denn „Highway to Hell“ dröhnt zu laut aus den Boxen. Man fährt immer weiter und weiter und schneller und schneller und die Musik hört nicht auf. Da hilft nur das Aussteigen! Und sobald er aus dem Auto raus ist, da hört er dann auch, wovon der Musikant gesungen hatte: Von der Freiheit und vom Frieden… Thomas Laschyk war dann der letzte Slammer am Abend – er feierte an diesem Abend sein dreijähriges Slam-Jubiläum. Er las mehrere Gedichte aus seinem „Freunde“- uns seinem „Träume“-Zyklus – darunter „Immer tiefer“ und „Feuer“. Das Publikum entschied sich sowohl Sarah Maria Nordt als auch Max Kennel ins Finale zu voten.
Das Finale
Das Finale wurde dankenswerter Weise durch Simon Schwager mitgefilmt (von ihm sind auch wieder die Fotos) und kann deswegen hier nachempfunden werden:
Sieger des Abends (Büchergutschein von Bücher Pustet) wurde Max Kennel, Best Local wurde wieder einmal Sarah Maria Nordt (Schreibkladde und Kugelschreiber von boesner Künstlerbedarf). Gratulation!
Der nächste Slam findet am 16.3.2012 statt – davor gibt es aber noch den Sonderslam mit der avg: Bus Tour 2 mit The Marble Man! Sarah Hakenbergist mit ihrem Soloprogramm am 26.2. in der Kresslesmühle zu sehen – nicht verpassen! Vorverkauf zu allen drei Veranstaltungen läuft!
No responses yet