Die Sommerpause kam einem mal wieder länger vor, als sie wohl tatsächlich war. Nur knapp eineinhalb Monate gab es in Augsburg keinen Poetry Slam und trotzdem dürstet es mir schon wieder nach knalliger Bühnenliteratur. Aus Berlin kam Falk Dietrich angereist und auch war wieder einmal Karsten Hohage aka Grohacke aus Heidelberg mit am Start. Wer letztendlich das Rennen machte? Das blieb spannend bis zum Schluss – mit einem Dreierfinale!
Erster Block: Starthilfen
Dieses Mal gab es auch wieder einige Slam-Debütanten auf der Bühne zu erleben – immer zittert man mit und freut sich über die ersten Erfolge. Ernie Unnt war einer von ihnen – und man konnte sich freuen. Er präsentierte seinen Text „Die Jungfrau von Orléans“ – ein Spiel mit Namen von Theaterstücken: Der Besuch der alten Dame war dann doch nur viel Lärm um nichts. Oder doch nicht? Frei vorgetragen und absolut schussfest – ein starker Start in die Slam-Szene! Art Rudolf folgte ihm nach und las viele Aphorismen und Kurzgedichte aus seinem Buch „Starthilfen“.
Falk Dietrich hat sich vor 6 Jahren, 8 Monaten, 4 Tagen und 2 Stunden von seiner Freundin getrennt. Es geht ihm langsam besser und ein Grund dafür kann man in seiner Kurzgeschichten-Reihe „Falk zurück im abenteuerlichen Single-Leben“ erfahren. Wie zum Beispiel in Folge 282 „Als Nelson Mandela, Barack Obama und Mahatma Ghandi gesagt haben: Falk Du bist eigentlich ganz okay so!“ Oder auch in Folge 834, in der er mit seiner Schwester über Weihnachten telefoniert. Urkomisch – aber wie immer mit einigen tragischen Momenten… Wiktorio, eine weiterer Slam-Premiere des Abends, beendete den ersten Block mit einigen frei vorgetragenen Gedichten: „Hangover – oder: Wer hat die Coach versaut?“
Falk Dietrich wurde ins Finale geklatscht.
Zweiter Block: Böser, böser Text
Tja, die Bahn macht mobil. Wenn das denn stimmen würde! Sarah Maria Nordt konnte nur den Kopf schütteln über das was sie mal wieder beim Bahnfahren erleben musste. Auch Cornelia Koepsells Story handelte im Zug: „Sei doch nicht so!“ Anspielungsreich reagierte sie auf Andy Strauß‘ „Meerschweinchen“-Text vom Modular-Slam und ärgerte sich über diese Kaltherzigkeit in dessen Text.
Um mehr Achtsamkeit ging es auch im Text von Karsten Hohage. Ständig wird man bedränget, geschubst, wird eingeparkt und und und… Kein Wunder, dass einem manchmal der Kragen platzt und sich dann an rächt. In seiner Story lässt er es heftig krachen und bittet dann doch zum Schluss um mehr Rücksicht: „Dann passiert auch nichts!“ Ein Slam-Debütant eröffnete den September-Slam – ein weiterer beendete die Vorrunden: Benni. Mit einem Freestyle-Rap wob er ein Netz von Siddharta in die vierte Dimension und riss zum Schluss noch das Rathaus ab.
Das Publikum konnte sich nicht wirklich einigen und wählte somit zwei Poeten in das Finale: Sarah Maria Nordt und Karsten Hohage.
Das Dreier-Finale
Spannende Kombination: Der liebeskranke Falk Dietrich, die sozialkritische Sarah Maria Nordt und der bitterböse Karsten Hohage. Eine schwere Entscheidung kündigte sich für die Publikumsjury an. Doch Falk Dietrich überraschte mit seinem „Falk ist gut drauf“-Text – sogar mit Happy End. Sarah Maria Nordt war in ihrem Altersheim-Text ein bißchen böse über verratene Ideale und Karsten Hohage hatte mit „Fitze-Fitze-Fatze / Dein Vater hat ’ne Glatze“ einen sozialkritischen Text ins Spiel gebracht. Mehrmals musste das Klatschergebnis wiederholt werden, so nah waren die Finalisten in der Wertung – und schließlich stand es fest: Sarah Maria Nordt ist die September-Siegerin! Gratulation!
Der nächste Slam findet am 28. Oktober statt – gleichzeitig der 13. Geburtstag des Augsburger Poetry Slams!
Alle Fotos wurden von Simon Schwager geschossen. Vielen Dank!
No responses yet