Am 20. September um 15.00 Uhr trafen sich 19 von 28 Autoren der Kurzgeschichten-Anthologie „Und übermorgen Augsburg“ im Augsburger Mozarthaus, um dort die Präsentation des ersten literarischen Stadtführers Deutschlands und eine kurzweilige Preisverleihung zu erleben – moderiert von der Herausgeberin und Mitautorin des Bandes Cornelia Fröschl (anschließend gab es noch eine Lesung). Aus über 50 Einsendungen zu dem Überbegriff „Augsburg“ konnten immerhin 28 ins Buch aufgenommen werden – und aus diesen wiederum hat die Jury nun die drei Gewinner bestimmt. Die Auswertung der Texte erfolgte anonym, das heißt wir in der Jury kannten weder Namen, Geschlecht und Herkunft der Autorinnen und Autoren. Sieger: Drei Frauen!
Den dritten Preis erhält Yvonne Fodor für ihre Geschichte „Die Rächer der blauen Sandale“. Frau Fodor lebt in Augsburg, sie ist Autorin eines Kindersachbuchs, schreibt Mobilbook – Krimis und Kurzgeschichten.
Die Jury würdigte, dass es sich bei ihren Beitrag um eine Kindergeschichte handelt, die in liebenswerter und lebendiger Weise die Ritterfantasien – und Abenteuer aus der Perspektive eines etwa zehnjährigen Jungen schildert. Eine Geschichte, die insbesondere den doppelten Anspruch, Kindern und Erwachsenen gleichermaßen zu genügen, sprachlich und handwerklich gekonnt erfüllt. Sie wird von der Jury aber auch als typische Augsburger Geschichte gesehen, denn Schauplatz der Handlung ist der Kuhsee, den die Autorin real und atmosphärisch in das Geschehen einbezogen hat.
Mit dem zweiten Preis zeichnet die Jury eine Autorin aus Stuttgart aus. Gesina Cramer ist von Beruf Tierärztin. Nebenberuflich spielt und inszeniert sie in diversen freien Theaterensembles. In ihrer Geschichte „Die Wolke, die ich lange sah“ hat sie in gelungener Weise den Topos des Theaters auf ihre Figuren übertragen. Eine Laien – Theatergruppe auf Tournee spielt den Baal von Brecht in Augsburg. Gesina Cramer inszeniert eine Aufführung der Theaterbesetzung im Spannungsfeld zwischen der äußeren Bedrohung durch eine Gewitterwolke und der Bedrohung des Zwischenmenschlichen durch Liebe, Eifersucht und Intrigen. Der Bezug zu Augsburg wird durch Fremdheit thematisiert, Fremde im Verhältnis zum gespielten Theaterstück von Brecht und seiner Geburtsstadt, zum Inhalt des Dargestellten und zu Stadt generell, die Figuren bleiben auf sich und ihre persönlichen Probleme fixiert. – Die Jury würdigt mit dem zweiten Preis die ungewöhnliche Regisseursperspektive sowie den sprachlichen Einfallsreichtum und die Brillanz.
Den ersten Preis erhielt eine Autorin, die den weitesten Weg zur Preisverleihung nach Augsburg zurückgelegt hat: Meike Stewen aus Hamburg. Meike Stewen hat Mathematik, Anglistik und Erziehungswissenschaft studiert und arbeitet hauptberuflich als Übersetzerin. Ihre Geschichte „Advent Advent“ wird von der Jury ausgezeichnet für den sprachlichen Mut der Autorin, den Bezug auf literarische Traditionen moderner Literatur und das experimentelle Wagnis, eine vielleicht sogar verstörende Tiefe zu erzeugen. Metaphern aus den Bereichen Schreibens und Recycling stehen für Kommunikation und gelebtes Leben, für Vergänglichkeit und Wiedergeburt. Sie fordern auf, Zusammenhänge, Assoziationen in sprachlichen Details zu entdecken, Sinn und Inhalte zu verknüpfen, Rätsel zu lösen. Der Bezug zu Augsburg ist über faktische Ortsbezüge hinaus mit dem Thema „Renaissance“, also Wiedergeburt hergestellt und wird auf konkrete und metaphorische Weise durchgespielt.
Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträgerinnen!
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