Am Samstag lief den ganzen Tag auf dem Linzer Hauptplatz ein riesiger Shredder. Vernichtet wurden tonnenweise Fälschungen von Markenartikeln. In dieser Aktion von Martin Honzik, die vom Zollamt Linz/Wels unterstützt wurde, geht es um das Verhältnis von Brand Value (Markenwert) und dessen Imitation. Parallel lief aber der Linzer Flohmarkt auf dem Platz: So wurde für die Besucher der Aktion die Diskrepanz offensichtlich von zum Einen Markenschutz und Vernichtung von brauchbaren Waren (die ebenso wertvolle Rohstoffe und Energie zur Herstellung benötigten wie die Originale). Rührend war die Reaktion von einigen Passanten, darunter auch einige älteren Menschen, die mit den Zöllnern zum Diskutieren anfingen. Warum müssen die Kleider weggeschmissen werden? Warum nicht sozial weiterverwendet nach der Beschlagnahme? Warum nicht nach Afrika geschickt, wie eine ältere Frau fragte?
Augenscheinlich steht der reale Wert eines Originals in keiner Relation mehr zu jenem Wert, den es durch die Marke zu haben beansprucht. Fazit: Ein scharfes Copyright kann einen erfrieren lassen.
Wenn man weiterdenkt kommt man schnell zu nachgemachten Medikamenten (ich rede nicht über gefälschte = unwirksame Medikamente), sondern über Generika. Weil Copyrights auch auf Wirkstoffen bestehen, können diese nicht einfach produziert werden, nicht billig vertrieben werden (woran zum Beispiel besonders die sogenannte Dritte Welt leidet). Copyright kills.
Natürlich – die Erforschung von neuen Medikamenten ist zum Teil kostenintensiv, langwierig und unter Umständen auch wirtschaftlich risikoreich. Dennoch: Wo endet der Kommerz – wo fängt die moralische Verpflichtung an? Genau darum geht es hier bei der diesjährigen Ars Electronica. Es wird keine einfachen Antworten geben.
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